An was glauben eigentlich Tiefkühlpizzen?!

Schöpfung

Viele Pizzen gehen von einem Schöpfer aus, der die Zutaten ihrer selbst liebevoll aussucht und zu einem unverwechselbaren Unikat zusammenfügt. Ausnahmen bilden hier die Gruppen der "Doublecheese" und der "Margerithen", welche ein etwas fatalistischeres Weltbild haben und sich von Geburt an benachteiligt fühlen. Sie gehen von einem zufälligen Entstehen aus, welches durch den Zusammenstoß je eines Tomaten- und Käseplaneten zu Stande gekommen sein soll.
Die herrschende Oberklasse der "Contuttis" und "Quattrostagionis" jedoch verharrt tief verwurzelt in dem alten Schöpfungsglauben und betrachtet die Schachteln, in denen sie leben, als schöpfergegebenes Zuhause. Niemals würde eine solche Pizza freiwillig, weil gegen den Willen ihres Schöpfers, ihren Karton verlassen oder gar die Plastikfolie abstreifen.


Sinn des Lebens

Die Pizzen gehen davon aus, dass ihre eigentliche Geburt (Abstreifen der Plastikfolie) erst noch bevor steht. Sie betrachten es als ihre Aufgabe, ihren schöpfergegebenen Belag bis dahin in ordentlichem Zustand zu erhalten, ihn gefällig zu gruppieren und nach Kräften angenehm zu duften. Eine Pizza, die diesen genannten Pflichten nicht oder nur teilweise nachkommt, gilt als liederlich und wird, nicht selten mit dem Beinamen "Piccola Traviata", aus der Glaubensgemeinschaft der Pizzen ausgeschlossen.
Die Frage der scheinbar ewigen Dunkelheit und Enge erklären die Pizzen mit Schutzlosigkeit ihrer Leiber gegenüber potentiellen Feinden - im Schutze der Dunkelheit sind sie in ihrem Versteck einfach sicherer. Eine Arbeitsgruppe liberaler Mittelklassepizzas, die vor einiger Zeit eine Bewaffnung mit Gabeln und Teigschneidern vorgeschlagen hatte, wurde empört überstimmt und inzwischen aufgegessen.

Endzeiterwartung

Er wird allgemein angenommen, dass die Mehrheit der gläubigen Pizzen die Ankunft des sog. "Großen Pizzabäckers" am Tag "Haltbarkeitsdatum" erwartet, welcher der Überlieferung zufolge die Pizzen aus ihren Plastikfolien befreien und reich belegen soll. Das Festhalten an dieser Hoffnung ermöglicht es den Pizzen, über viele Monate frisch zu bleiben - ein Umstand, den der Mensch schamlos ausnutzt und sie einfriert.
Mit der Ankunft der Großen Pizzabäckers hat nicht nur das fröstelnde Leiden der Gefrorenen ein Ende, auch jedweder Sorge um die Zukunft nimmt sich der Erlöser an. Im Reich der Tomaten und des Mozzarella frönen die Pizzen zwischen Olivenbäumen und Artischockenhainen einem paradiesähnlichem Dasein und bräunen ihre teigige Kruste sanft in der pseudo-italienischen Mittagssonne.
Pizzen mit Schinken oder Salami geben sich ihren fleischlichen Gelüsten hin und zeugen Babypizzen(weiblich) oder Pizzacracker (männlich), die sie Margherita, Gustosa oder Capriccosa bzw. Luigi, Al Capone und Calzone nennen.
Wird eine Pizza von jemand anderem als dem großen Pizzabäcker ihrer Plastikfolie entledigt, betrachten sie dies als Vorzeichen der Ofenhölle, in der sie schmoren und ihrer Sünden bedenken müssen. Das Prinzip der Läuterung und Vergebung kennen sie jedoch nicht; der apokalyptische Rächer und Widersacher des Großen Pizzabäckers vertilgt die Sünden nach den Glutqualen nämlich samt der Pizza.

Ich hoffe, meine Ausführungen konnten etwas Licht in dieses wenig erforschte Gebiet bringen.
Bei exegetischen oder systematischen Fehlern bitte eine kurze email oder Mitteilung ins Gästebuch!

Im Übrigen: Guten Appetit!

;)



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